Schottischer Kilt

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Schottischer Kilt

Kilt

Der Kilt ist eines der bekanntesten Symbole schottischer Identität.

Der Kilt ist ein fester Bestandteil des romantischen Bildes von Schottland, das die meisten von uns im Kopf haben. Wie der Dudelsack gilt er als eines der wichtigsten Symbole schottischer Identität. Den Namen „Schottenrock“ trägt er bei uns deshalb nicht umsonst. Doch was die meisten nicht wissen: Die Geschichte des Kilts reicht gar nicht so weit in die mystische Vergangenheit Schottlands zurück, wie wir normalerweise glauben. Vielmehr ist der Kilt, wie wir ihn heute kennen, eine recht moderne Erfindung. Noch dazu die Erfindung eines Engländers!

Der Fabrikbesitzer Thomas Rawlinson beschäftigte Anfang des 18. Jahrhunderts auch Schotten in seinem Stahlwerk und bemerkte dort, das ihre traditionelle schottische Tracht, das voluminöse, gewickelte Plaid, nicht nur ein Hindernis bei der Arbeit in der Fabrik darstellte, sondern auch ein großes Risiko. Die Gefahr, dass sich die Arbeiter darin verfingen und verletzten war so groß, dass Rawlinson 1725 schließlich auf die Idee verfiel, ein Kleidungsstück zu entwerfen, das wesentlich praktischer war, aber das klassische Falten-Element des Great Belted Plaids aufgriff. Während das Plaid, als Vorgänger des heutigen Kilts, perfekt an das Leben im schottischen Hochland angepasst war, war der Schottenrock, wie Rawlinson ihn entwarf, eher praktisch gedacht, schneiderte aber die Falten, die sonst in der aufwendigen Wickeltechnik des Plaids entstanden, direkt in den Stoff mit ein.

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Man hätte meinen sollen, dass ein von einem Engländer entworfenes Kleidungsstück nicht unbedingt dazu angetan war, zur schottischen Nationaltracht zu werden, doch die Soldaten, die in den Highland Regimentern der British Army dienten, erkannten die Vorzüge des modernen Kilts und wählten ihn zu ihrer Tracht. Das erlaubte ihnen auf der einen Seite, sich weiterhin als Schotten zu fühlen und nach außen hin auch als solche zu repräsentieren, und verschaffte ihnen außerdem die Erleichterung, aus den engen, kratzenden Hosen der englischen Uniform zu entkommen. Ihr Leben lang hatten die Schotten die Vorzüge und Freiheiten des gewickelten Plaids genossen. Die Hosen der Engländer müssen ihnen wie Gefängnisse vorgekommen sein. Das Black Watch Regiment war dann das erste schottische Regiment, das sich einen Uniform-Tartan zulegte und damit 1739 den Grundstein für eine lange Tradition und einen regelrechten Mythos legte. Ein Mythos, den wir heute alle kennen: den Mythos vom schottischen Kilt und Tartan.

Wie aus dem Plaid der Kilt wurde

Heute wird der Kilt nur noch zu besonderen Anlässen getragen, etwa zu Highland Games.

Der Kilt, wie wir ihn heute kennen, hat also weniger mit der Geschichte von Schottland zu tun, als wir heute gemein hin glauben. Aber er beruht immerhin auf einem urschottischen Kleidungsstück, dem am féileadh mór, was so viel bedeutet, wie großes Plaid. Dieses Kleidungsstück wird erstmals im 16. Jahrhundert erwähnt, war aber wegen seiner vielen Vorzüge für das Leben in den Highlands vermutlich schon viel länger in Gebrauch. Der ursprüngliche Kilt, der ausschließlich von Männern getragen wurde, zeichnete sich durch seine sehr charakteristische Wickeltechnik und die Kunstfertigkeit aus, mit der er angelegt werden muss, damit er am Ende nicht wie Omas Wickelrock aussieht. Das merkt jeder, der einmal versucht, den Kilt nach der traditionellen Wickeltechnik zu binden.

Mit einiger Übung gelingt es jedoch, das Plaid so zu platzieren, dass es maximale Bewegungsfreiheit garantiert und nicht bei jeder Bewegung verrutscht. Dafür wird der Stoff, der in der Regel recht schwer ist, damit er schön fällt, von erfahrenen Kiltmakern in Stoffbahnen von eineinhalb Metern Breite und vier bis sechs Metern Länge zugeschnitten. Beim Anlegen wird der Stoff in die charakteristischen Falten gelegt, wie man sie noch heute bei jedem Kilt sieht. Der restliche Stoff wird um den Körper geschlungen, bis nur noch eine Schärpe überbleibt, die über die Schulter gelegt und mit einer Fibel befestigt wird.

Diese besondere Technik des Kiltwickelns garantiert die Vielseitigkeit und Zweckmäßigkeit dieses Kleidungsstücks, das sich in Schottlands Highlands wohl unzählige Male bewährt haben muss. So kann die Schärpe bei Bedarf aufgefächert werden und dient dann als Mantel oder Umhang. Tagsüber garantierte der Ur-Kilt eine sehr große Bewegungsfreiheit, die für das Leben in den Highlands und die Arbeit mit dem Vieh in den Bergen und auf den Feldern wie gemacht war.

Auch lange Märsche durch die Highlands waren damit gut zu meistern. Der schwere, warme Wollstoff sorgte zudem dafür, dass das Kleidungsstück Wind und Wetter trotzte – ob mit Unterwäsche oder ohne. In der Nacht ließ sich der Vorgänger des modernen Schottenrocks dann in eine warme Decke auflösen, die zum Schlafen unter freiem Himmel und an jedem Ort geeignet war. Nicht umsonst heißt das schottische Plaid übersetzt einfach nur „Decke“. All diese Gründe machen es sehr nachvollziehbar, dass die Schotten ihren klassischen Kilt immer den Hosen der Engländer vorzogen und es erklärt auch, warum sie den modernen Kilt von Thomas Rawlinson annahmen, der es ihnen ermöglichte, sich so viele Eigenschaften des Plaids wie nur möglich zu bewahren.

Der Mythos von Clans, Kilt und Tartans

Der Kilt ist ein beliebtes Souvenir aus Schottland und wird an fast jeder Ecke verkauft.

Auffällig am modernen Kilt sind die unterschiedlichen Farben und Muster. Ein einziger Besuch bei einem traditionellen Kiltmaker in Schottland oder in einem Souvenir-Shop reicht aus, um zu erkennen, dass jeder Stoff bzw. jedes Muster einem speziellen Clan zugeordnet ist. Das ist Bestandteil des Mythos Kilt. Man sagt, die Träger eines bestimmten Tartans wiesen sich damit als Angehörige eines speziellen Clans aus. Doch obwohl der älteste Fund eines Tartans in das 3. Jahrhundert zurückreicht, der Falkirk sett, ist davon auszugehen, dass es sich dabei um eine romantische Legende aus dem 19. Jahrhundert handelt. Das Muster des Falkirk setts geht auf die Verwendung der Wolle heller und dunkler Schafe zurück und ist vermutlich keine bewusste optische Entscheidung gewesen, um die Zugehörigkeit zu einem Clan zu verdeutlichen.

Vielmehr ist davon auszugehen, dass es regionale Unterschiede bei der Herstellung der Stoffe gab und dass die unterschiedlichen Muster dieser Tatsache geschuldet sind. Die Menschen kauften ihre Kleidung regional und trugen deshalb in bestimmten Landstrichen die gleichen Muster. Dass die meisten Menschen, die in einer Region lebten, dem gleichen Clan angehörten und damit im weitesten Sinne auch verwandt waren, kann zur Entstehung der Legende beigetragen haben. Doch es war lange Zeit üblich, unterschiedliche Tartans zu mischen, und ebenso, dass Angehörige verschiedener Clans den gleichen Tartan im Kilt trugen. Noch während des Jakobitenaufstandes 1745/46 trugen verschiedene Clans Kilts im gleichen Tartan-Muster: Die Clans Gordon, Forbes, Munro, MacRae, Ross und Brodie und sogar Bonnie Prince Charles selbst trugen alle den sogenannten Huntly tartan.

Dass die Tartans der Kilts später den Clans zugeordnet wurden, ist wiederum den Engländern zu verdanken, denn nach der Niederlage der Jakobiten in Culloden wurde im Dress Act von 1746 das Tragen von Tartans für die Einwohner der schottischen Highlands unter Strafe gestellt. Die Kilts verschwanden also vorübergehend von der Bildfläche und es sah fast so aus, als wäre der Versuch, die traditionelle Highland-Kultur zu unterdrücken und damit den Widerstand der Schotten gegen die englische Besatzung zu brechen, erfolgreich, doch Queen Victoria machte dem einen Strich durch die Rechnung. Als glühende Verehrerin der schottischen Highland-Kultur re-etablierte sie den Kilt im 19. Jahrhundert und brachte ihn in der englischen und schottischen Oberschicht in Mode. Von da an war er überall zu sehen. Im Zuge der Romantisierung der Highlander und ihrer Kultur entstand dann auch der Mythos von Clans, Kilts und Tartans, der sich bis heute hält.

Der Kilt heute: das perfekte Highland-Outfit

Heute trägt man den Kilt vorrangig zu Hochzeiten, bei Highland Games und bei traditionellen Ceilidhs und Highland Gatherings. Er gibt den Schotten heute ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer langen Ahnenreihe durch die Geschichte von Schottland. Es ist ein Ausdruck von Nationalstolz, von Stolz auf die eigene Geschichte, die in Schottland stets präsent ist. Zum eigentlichen Schottenrock tragen die Männer dann das elegante Jaket, das oberhalb des Kilts über der Hüfte endet. Am bekanntesten ist das Modell „Prince Charly“, das sich durch Schnitt, Anordnung und Anzahl der Knöpfe von den anderen Jakets unterscheidet.

Weiteres wichtiges Zubehör zum Kilt sind der Belt Buckle, der breite Gürtel mit der mit dem Clanzeichen verzierten Schnalle, der Sporran, das Täschchen, das mit einer Metallkette, dem Chainstrap, um die Hüfte geschnallt wird und als Aufbewahrungsort für Geld, Zigaretten, den Flachmann und was man sonst so braucht dient, die schwertförmige Kiltnadel bzw. die Fibel, die den Kilt zusammenhält und häufig mit dem Emblem und Motto des jeweiligen Clans verziert ist, und den Sgian Dubh, den schwarzen Dolch, ein kleines Messer, dass die Männer traditionell in der Kilt Hose tragen.

Die Kilt Hose sind spezielle Strümpfe, die nur für diese Tracht aus dicker Schafswolle hergestellt werden. Sie reichen bis kurz unters Knie und werden dort zwei Mal eingeschlagen und von den sogenannten Garter Flashes in Position gehalten. Die Garter Flashes greifen in der Regel das Tartan-Muster des Kilts noch einmal auf. Die Füße stecken in Ghillie Brogues - handgefertigten, edlen Lederschuhen. Ob man Unterwäsche unter dem Kilt trägt, ist jedem selbst überlassen. Aus vielerlei Gründen kann das aber nur empfohlen werden.


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